Ein wahrer Freund?!

Vor herzlich vielen Jahren, lebte irgendwo zwischen Faule Butter und dem Läusebrink ein schwer reicher Kaufmann. Der hatte einen Sohn und der suchte einen echten Freund. Er hatte zwar einige Spielkameraden, aber er wusste nie, ob sie ihn nun einfach so mochten, oder vielleicht nur, weil sie so reich waren.

Einmal, es war um Ostern, sollte der Junge etwas für seine Mutter in der Bäckerei besorgen. So ging er auch an der Backstube entlang und dachte darüber nach, wie er wohl rausfinden könnte, wer ein echter Freund ist und wer nicht. Da sieht er plötzlich, gleich neben sich, das kleine sauerländer Mühlenmännlein auf einer Fensterbank sitzen. Im ersten Augenblick erschrak der Bursche, weil er bis dahin immer nur von dem Mühlenmännlein gehört hatte. Doch da fing es auch schon an zu reden, ganz freundlich und wohlgesonnen: „ Gott zum Gruße junger Mann. Ja sag einmal, du schaust ja drein wie sieben Tage sauerländer Regenwetter, was betrübt dich denn so?“ Und weil das Männlein so freundlich und warmherzig gesprochen hatte, verlor der Bursche jede Angst und erzählte von seinem Problem. Da wurde das Mühlenmännlein einen Moment lang ganz still und nachdenklich. Plötzlich leuchteten seine Augen auf und es sprach: „Lade die Jungen, mit denen du spielst, einzeln zum Frühstück ein und lege jedes Mal nur drei kleine, süße Osterbrötchen auf den Tisch. Dann wirst Du sehen wer ein wahrer Freund ist.“

Und schwupp, war’s auch schonwieder verschwunden, das Männlein. Zuerst lud der Junge nun den Sohn des Apothekers zum Frühstück ein und legte die drei kleinen Osterbrötchen auf den Tisch, die aussahen wie drei kleine Osterhäschen im Nest. Der Sohn des Apothekers aber aß alle drei Brötchen alleine auf. Da dachte der Kaufmannssohn: „Der ist habgierig und denkt nur an sich. Er ist kein echter Freund.“ Danach bat er den Sohn des Bürgermeisters mit ihm zu frühstücken und legte wieder drei süße Osterbrötchen auf den Tisch. Der Sohn des Bürgermeisters aber lachte nur und rief: „ Das soll ein Frühstück sein?“ Er aß nichts und lief nach Hause. Der Kaufmannssohn dachte: „Der ist verwöhnt und will nur das Allerbeste haben, der ist auch kein echter Freund.“ Nun kannte er auch den Sohn eines armen Köhlers. Er spielte ab und zu mit Ihm draußen im Wald. Auch ihn lud er ein und setzte wieder die drei Brötchen auf den Tisch.

Dieser Junge holte ein Messer hervor und schnitt ein Brötchen in der Mitte durch und sagte dann: „ Du bekommst Eins und ein Halbes und ich bekomme Eins und ein Halbes.“ „Er hat ehrlich mit mir geteilt und ist zufrieden, mit dem was er bekommt. Er ist ein wahrer, echter Freund“, dachte der Sohn des Kaufmanns.

Von diesem Tage an waren die beiden unzertrennlich. Und als er selber ein reicher Kaufmann wurde, machte er den Sohn des Köhlers zu seinem Ratgeber und Teilhaber.Dem sauerländer Mühlenmännlein legte der Bursche damals noch drei wunderschöne, frisch gebackene Osterbrötchen auf die Fensterbank, als Dankeschön für seinen guten Rat.

Und wenn Ihr nun auch drei leckere Osterbrötchen auf die Fensterbank legt, fürs Mühlenmännlein, wer weiß, vielleicht bekommt ihr es dann auch einmal zu sehen und einen guten Rat dazu. Woll?!

Michael Klute, der Mundwerker.
Entdecker und Freund des sauerländer Mühlenmännleins.
Zeichnungen: Maja Funke